Bogomir Ecker
*1950 in Maribor, Jugoslawien
Lebt und arbeitet in Düsseldorf
Baum #133, 2003
Aluminium, Lack20 Objekte, verschiedene Größen,
45 x 28 x 39 cm bis 62 x 40 x 50 cm
Courtesy Bogomir Ecker und Produzentengalerie Hamburg
Der Künstler Bogomir Ecker nutzt öffentliche Räume als Schauplätze für seine Eingriffe und bringt dabei stets vorhandene Dinge wie Häuser und Bäume mit dem alltäglichen Leben der Passant*innen in Verbindung.
(Foto: Bogomir Ecker, Courtesy Produzentengalerie, Hamburg © VG Bild-Kunst, Bonn 2023)
Es entsteht eine aktive und teils passive Interaktion. Die Objekte werden in unterschiedliche Kontexte eingebettet, passen sich diesen an – oder auch nicht – und laden dazu ein, eine Wechselbeziehung zwischen Subjekt-Objekt einzugehen. In diesem Fall schmücken zwanzig rot lackierte Objekte einen Baum am Binger Rheinufer.
Eine Intervention im öffentlichen Raum, die sich zwischen der Wahrnehmung, dem Alltäglichen und der Illusion bewegt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Vogelhäuser an Bäumen hängen. Jedoch fällt in diesem Fall die Vielzahl dieser sowie deren Farbe auf. Die Objekte werden imersten Augenblick, mittels ihres Kontextes – dem Baum – und einer standardisierten Wahrnehmung, als Nistkästen wahrgenommen. Jedoch treten die Skulpturen durch Abweichungen in Erscheinung und lösen sich von ihrem gängigen Abbild. Verkörpern diese Skulpturen die Funktionalität, die ihnen zugeschrieben wird oder sind sie nicht als Nistkästen fürVögel gedacht worden?
Taucht man tiefer in den Topos des Vogelhäuschens ein, ergibt sich, dass die Nutzung dieser Artefakte von mehreren Faktoren abhängig ist. Der Standort muss von Schatten gekennzeichnet sein, damit die Überhitzung die Brut nicht gefährdet. Um die Vögel vor Mardern und Katzen zu schützen, müssen die Kästen auf einer Mindesthöhe von 2 Metern aufgehängt werden. Fluglöcher sollten so bedeckt sein, dass der Regen nicht eindringen kann. Weiterhin ist bei der Befestigung wichtig, dass die Nistkästen nicht frei im Wind schaukeln. Die Diversifizierung unterschiedlicher Vogelarten erfolgt durch unterschiedlich große Vogelhäuser. Dabei ist jedoch wichtig, dass sie sich in Abständen von mindestens zehn Metern befinden, damit Nahrung für alle Vögel gewährleistet werden kann. Manche dieser Charakteristika wie die unterschiedlichen Größen oder die Höhe, in der die Nistkästen angebracht werden sollen, lassen sich in Bogomir Eckers Installation wiederfinden. Andere wie die Häufung von mehreren Nistkästen an einem Baum geben zu Bedenken.
Die Objekte passen somit nicht in das Suchbild der Vögel und schweben in einer Unbestimmtheit. Sie lassen sich nicht einordnen, da sie nicht das sind, was sie erscheinen. Auch für welche Art von Tieren sie gedacht und als Behausungen nutzbar sind, bleibt ungeklärt. Ob sie als menschliche Artefakte, der Unterstützung und der Präservierung der Lebewesen sowie der Artenvielfalt dienen werden, ob sie eine andere Funktion vertreten oder ob sie als Kunstobjekte fungieren, ist ungewiss. In dieser Daseinsform nistet der Gedanke von Bogomir Ecker, den Alltagsgegenstand zum Kunstwerk umzufunktionieren, der aus der künstlerischen Strömung des Ready Made entspringt. Handelt es sich hierbei um Nistkästen, die von Anfang an Kunstwerke sind und funktional nicht dazu gedacht wurden, ihren üblichen Zuschreibungen zu dienen? Der Künstler initiiert ein Recycling der Realitätswahrnehmungen und lädt dazu ein, diese zu überdenken.
(E.T.)