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Marcel Walldorf

*1983 in Friedberg
Lebt und arbeitet in Frankfurt am Main

Dalmadiener, 2014

Sir Ocelot, 2018



Hund und Katze – die beliebtesten Haustiere der Deutschen; jeder achte Haushalt hat einen Hund, jeder sechste eine Katze.

In den meisten Fällen gelten sie nicht mehr als Nutztiere, die Mäuse jagen und den Hof bewachen, sondern sind geliebter Teil der Familie und ersetzen manchmal sogar Lebenspartner oder Kinder. Nicht zuletzt aufgrund seines treuen Verhaltens wird dem Hund nachgesagt, er sei der „beste Freund“ des Menschen. Das Zusammenleben mit Tieren steigert nicht nur durch Interaktion und Körperkontakt die Lebenszufriedenheit, sondern es trägt auch zu Stressabbau bei und hilft Kindern bei der Entwicklung von Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Was sagt es nun über das Verhältnis aus, wenn Menschen sich entscheiden, ihr verstorbenes Haustier präparieren zu lassen? Aus psychologischer Sicht scheint es ein Versuch zu sein, die Trauer um den Verlust zu umgehen, indem man das verstorbene Tier weiterhin um sich haben und es sogar streicheln kann. Marcel Walldorf

Den Künstler Marcel Walldorf, der Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert und 2014 das Meisterschüler-Diplom an der Hochschule für Bildende Künste Dresden abgelegt hat, setzt sich in seinen Kunstwerken mit dem Verhältnis von Mensch und Tier auseinander. Dabei interessiert ihn beispielsweise, dass Tiere unter anderem in Fabeln und Märchen meist menschliche Eigenschaften besitzen und menschlich handeln. Zugleich fasziniert ihn die besondere Wirkung eines präparierten Tieres im Raum. Er selbst spricht vom „echten Material“ und sagt: „Das ehemals Lebendige bekommt eine neue körperliche Präsenz, die den Betrachter mit Paradoxien konfrontiert.“

Seine in Bingen ausgestellten Arbeiten werden sicher bei jedem Betrachter unterschiedliche Assoziationen auslösen. Wir sehen beispielsweise eine Wildkatze mit einer glänzenden Oberfläche innerhalb derer sich eine eher struppig erscheinende Hauskatze zu verbergen scheint. Hat sich die Hauskatze versteckt oder ist sie dabei, aus der Hülle auszubrechen? Handelt es sich hier um Realität oder um Fiktion? Sind präparierte Lebewesen nicht immer auch eine Art Fiktion, weil sie den natürlichen Verfall des Körpers ignorieren und so eine künstliche Lebendigkeit aufrechterhalten?

Gerade auch die Zusammenstellung der haarigen Tierpräparate mit den glatt-glänzenden Porzellanfiguren, die leicht dem Genre des Kitsches zugeordnet werden können, erzeugen eine irritierende Komponente in den Skulpturen Walldorfs.

Der Amerikaner Jeff Koons ist wohl der prominenteste zeitgenössische Künstler, der sich in seinem Schaffen mit den Phänomenen von Kitsch und Massenware auseinandersetzt. Doch während Koons die Porzellan-Vorlagen seiner Kunstwerke stark verfremdet, indem er sie um ein Vielfaches vergrößert, so ist es bei Walldorf die Kombination der Massenware Porzellan mit dem organischen Material eines einzelnen Lebewesens, die die Spannung seiner Arbeiten ausmacht. Walldorf nähert sich auf humorvolle Weise der Ambivalenz im Verhältnis von Mensch und Tier und bringt diese dem Betrachter näher.

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