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Die Künstler von
ECHT UND FALSCH

HAVIN AL-SINDY

*1987 in Zaxo, Irak
Lebt und arbeitet in Stuttgart und Düsseldorf

Lehm an meinem/ihrem Finger –
ein Bild von einem Lehmhaus, 2019

Havin Al-Sindy Al-Sindy setzt sie sich in ihrem Schaffen mit persönlichen Erfahrungen auseinander, die sich auf Erinnerungen an vergangene und aktuelle politische Situationen beziehen. Die Installation wurde von der Künstlerin als Abschlussarbeit ihres Studiums konzipiert. Der Großteil der Lehmziegel wurde aus dem Irak nach Esslingen transportiert, die restlichen von der Künstlerin gemeinsam mit ihrer Mutter vor Ort aus irakischem Lehm gefertigt. Für die Triennale hat die Künstlerin das Haus wieder erbaut.

Die Skulptur ist eine Rekonstruktion der Erinnerung: Sie ist dem Gebäude nachempfunden, das der Familie der Künstlerin als Zuhause diente. Die Künstlerin hat keine Fotos des Hauses; sie lässt die Bilder, die sie in sich trägt, als Skulptur entstehen. Al-Sindy sensibilisiert uns für die Fragen nach Heimat und nach individueller und kollektiver Erinnerung.

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AXEL ANKLAM

*1971 in Wriezen
Lebt und arbeitet in Berlin und Bad Freienwalde

Windsbraut 3/3, 2016 /17

Axel Anklam Anklam erreicht in seiner Kunst durch das Sichtbarmachen von abstrakten Körpern, Verhältnissen und Stimmungen einen ähnlich subtilen Effekt, wie es der Musik gelingt. Seine Skulpturen entwickeln sich wie die Musik über die Zeit. Sie fordern ein, dass man mit dem Auge ihren konkaven und konvexen Wölbungen folgt. Anklam nutzt in dieser Skulptur aus doppelwandigem Edelstahl-Drahtgeflecht auch das Licht als Gestaltungsmittel: Je nach Tageszeit und Wetter verändert sich nicht nur das Lichtspiel auf dem Kunstwerk, sondern auch dessen Schattenwurf; Sonnenlicht strömt durch das Drahtnetz in das Innere und durch die Skulptur hindurch. Die monumentale vertikale Arbeit vermittelt eine ihrer Materialität entgegenstehende Leichtigkeit und erscheint wie ein im Wind flatterndes Tuch.

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KONSTANTIN BAYER

*1983 in Gotha
Lebt und arbeitet in Weimar und Berlin

DialogFlags (Lu Xun / Bertholt Brecht), 2020

Konstantin Bayer Konstantin Bayer beschäftigt sich in vielen seiner Kunstwerke mit gesellschaftlichen Umbruchsituationen. Seit einem Studienaufenthalt besucht er regelmäßig China, wo ihn das Erfahren der chinesischen Gesellschaft und sein eigenes Fremdsein darin fasziniert. In Bingen präsentiert der Künstler Flaggen mit chinesischen Schriftzeichen, die gestalterisch chinesischen Baustellenhinweisen zu Sicherheitsmaßnahmen nachempfunden sind. Er stellt Zitate des deutschen marxistischen Dramatikers, Regisseurs und Dichters Bertolt Brecht (1898 –1956) am Bürgermeister-Neff-Platz denen des chinesischen Schriftstellers, Essayisten, Dichters und Literaturkritikers Lu Xun (1881–1936) am Zollamt gegenüber, die sich jeweils mit den Themenkomplexen um Wahrheit, Objektivität und Misstrauen in der Gesellschaft auseinandersetzen.

Freundliche Leihgabe Galerie EIGENHEIM Weimar / Berlin

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ANDREAS BURGER

*1967 in Meran, Italien
Lebt und arbeitet in Berlin

Fahrradschlauch, 2016

Andreas Burger Burger, der sich in Berlin viel mit dem Fahrrad bewegt, hat regelmäßig einen platten Reifen. Aus dem Ärger darüber entstand ein künstlerisches Konzept. Vom 7. Februar 2013 bis zum 17. Januar 2016 „sammelte“ der Künstler 27 Löcher und entschied sich, den geflickten Fahrradschlauch in der Objekt-Kombination des „Fahrrad-Rads“ des Konzeptkünstlers Marcel Duchamp (1887–1968) zu präsentieren. Im Gegensatz zu Duchamp belässt Burger Hocker und Gabel nicht in ihrem Originalzustand, sondern gibt ihnen einen einheitlichen hellgrauen Farbton und damit die funktionale Anmutung eines Skulpturen-Sockels. Auch den Hocker selbst hat Burger nicht, wie Duchamp, einfach vorgefunden. Um sich den Maßen der Vorlage anzunähern, musste er einen Barhocker umarbeiten. Das Zitieren Duchamps war also aufwendiger, als man vermuten könnte.

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HANS DAMMANN

1867 in Proskau / Preußen
gest. 1942 in Berlin

Denkmal für Ludwig IV. Großherzog von Hessen und bei Rhein (1837 – 1892), 1913

Hans Dammann Die Bronze, die von dem Berliner Bildhauer Hans Dammann im Vorfeld des heraufziehenden Krieges geschaffen wurde, stellt nicht die vielfachen zivilen Verdienste des Landesherrn in den Vordergrund (er förderte nicht nur Wirtschaft und Verkehrswesen, sondern auch Wissenschaft, Bildung, öffentliche Wohlfahrt und die Kunst), sondern seinen militärischen Rang. Auch die Aufstellung am Zusammenfluss von Rhein und Nahe, dem westlichsten Punkt des Großherzogtums, und gegenüber dem Niederwalddenkmal, das an den gewonnenen Krieg von 1870 / 71 und die Gründung des Deutschen Kaiserreiches erinnert, erscheint bewusst gewählt. Das Standbild legt beispielhaft dar, wie Zeichen der Erinnerungskultur immer in einem zeitgeschichtlichen Kontext betrachtet werden müssen und wie Geschichtsschreibung und Bildersprache dadurch beeinflusst werden.

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JIMMIE DURHAM

*1940 in Washington / Arkansas, USA
Lebt und arbeitet in Berlin und Rom

Core Sample from St. Peter’s Cathedral, Three Stones, Wittgenstein House Vienna, 1996

Jimmie Durham Das Kunstwerk ist dem Titel nach eine Bohrprobe aus dem Petersdom in Rom, die der Künstler 1996 zusammen mit zwei weiteren Steinen – einer Bohrprobe aus dem Europäischen Parlament sowie einem „beer stein“, einem Bierhumpen – 1996 im Haus Wittgenstein in Wien ausgestellt hat. Ist der Bohrkern ein Relikt aus einer archäologischen Untersuchung? Gar eine verehrungswürdige Reliquie? Dazu befragt, erklärt Durham die Arbeit jedes Mal mit einer anderen Geschichte. Dass er gerne geheimnisvoll bleibt, betrifft sein gesamtes Schaffen. Durham lässt die Frage, ob der Stein wirklich aus dem Petersdom stammt, offen und unbeantwortet und schafft dadurch Geheimnisse, Mythen und Aura.

Freundliche Leihgabe der Galerie Christine König, Wien

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LUKAS GLINKOWSKI

*1984 Chełmno/Polen
Lebt und arbeitet in Berlin

Who‘s the fairest of them all?, 2020

Lukas Glinkowski Der Künstler lässt in seinen Werken häufig Bildwelten entstehen, die mit Versatzstücken aus urbanen Räumen sowie aus Filmen und Comics arbeiten. Für die von Comic und Pop Art inspirierte Gestaltung der angedeuteten Spiegel der „Wer ist die Schönste im ganzen Land?“ betitelten Arbeit wendet sich Glinkowski Figuren der Pop- und Medienkultur zu und verknüpft diese mit der Spiegelung des Betrachters. Wenn Kinder und Jugendliche auf der Suche nach ihrer eigenen Identität Idole und Helden auswählen und sich diesen durch Körperhaltung, Gestik und Kleidungsstil anpassen, entwickeln sie dann dadurch ihr eigenes „eigentliches“ Ich? Was bedeutet es, wenn erwachsene Menschen Influencern in den sozialen Netzwerken nacheifern? All dies sind Fragen, die Glinkowski hier aufwirft.

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SEBASTIAN GÖGEL

*1978 in Sonnenberg
Lebt und arbeitet in Leipzig

Miniatur, 2020

Sebastian Gögel Eine große Figur hält eine kleine Figur auf dem Arm. In kompositioneller Anlehnung an die abstrahierende Formensprache des Kubismus und des Futurismus ist die Gruppe in hohle und ausgeformte, fließende und runde geometrische Formen aufgebrochen. Das jeweils von den Wetter- und Sonnenverhältnissen abhängige Licht- und Schattenspiel in der Hohlstelle des Gesichtes erschafft vielfältige Stimmungsmomente.

Die Skulptur ist keine klassische Mutter-Kind-Darstellung: Die große Figur kann ebenso für eine Frau wie für einen Mann stehen. Dadurch erleiht der Künstler seiner Arbeit eine allgemeinmenschliche Aussage.

Gögel hat bewußt eine Kleinskulptur für den Außenraum geschaffen und deutet durch den Titel an, dass es für Kunstwerke immer verschiedene Möglichkeiten einer Größe gibt, die der Künstler je nach Komposition oder Aufstellungsort auswählt.

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MORITZ GÖTZE

*1964 in Halle (Saale)
Lebt und arbeitet in Halle (Saale)

Auf der Sonnenseite, 2020

Moritz Götze Für die Triennale hat Götze die Personifikation der Germania, die wir auf dem Niederwald sehen, buchstäblich vom Sockel geholt, Kleidung und Attribute sind abgelegt. Germania nimmt – ganz in der Tradition der Kunstgeschichte – die Haltung eines liegenden Aktes ein. Mit den Tätowierungen, die ihren Körper bedecken, versetzt Götze die Figur in unsere heutige Zeit. In der farbintensiv und comic-artig gestalteten Silhouetten-Gruppe werden Symbole von Politik und Macht spielerisch zu neuen ironisch-humorvollen Bildwelten arrangiert. Götze setzt sich in seinen Kunstwerken seit vielen Jahren mit der preußischen und deutschen Geschichte auseinander, meist bricht er die Darstellung von Autoritäten mit den Mitteln des Pop. Er zerlegt in ironischer Adaption die Elemente, die auf „deutsche“ Tugenden, Tapferkeit und Sieg verweisen, und unterzieht sie somit einer Neubewertung.

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PIERRE GRANOUX

*1963 in Gap, Frankreich
Lebt und arbeitet in Berlin

MARCHANDESSES, 2020

Pierre Granoux Der subtile Eingriff der Kunstwerke in das Straßenbild und ihr humorvoller Charakter nehmen Bezug auf den französisch-amerikanischen Künstler Marcel Duchamp (1887–1968). Granoux wurde durch die Straßenschilder der Rue Marcel Duchamp in Paris zu ihnen inspiriert. Er empfand es als ironisch, dass ausgerechnet der Künstler, der sich in jungen Jahren von der Malerei abwandte und als Gründer der Konzeptkunst gilt, auf dem Straßenschild als „Maler und Zeichner“ bezeichnet wird. So spielt Granoux in den „MARCHANDESSES“ mit dem Prinzip der Berufsbezeichnung und lehnt seine Erfindung des „Flaschentrockners“, „Reisebildhauers“ und „Staubzüchters“ an die Titel von Kunstwerken Duchamps an („Porte-bouteilles“, „Sculpture de voyage“, Élevage de poussière“).

Freundliche Leihgabe der Galerie LAGE EGAL

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SABINE GROß

*1961 in Ulm
Lebt und arbeitet in Berlin

MonuMAX, 2020

Sabine Groß Der Stapel erscheint wie eine große Lieferung verschiedener Onlinebestellungen, die in Eile von einem Paketdienst abgestellt wurden. Es handelt sich bei den einzelnen Elementen allerdings um Abformungen in polymerisiertem Gips, die die Künstlerin von Originalkartons angefertigt und mit Acrylfarbe bemalt hat. So hinterfragt Groß die in den 1930er-Jahren aufgekommene Vorgabe der Materialgerechtigkeit, die fordert, ein in der Bildhauerei eingesetztes Material solle seine technischen Eigenschaften und visuellen Erscheinungsweisen nicht verstecken, sondern ästhetisch wirksam werden lassen.

Durch die spezifische Platzierung der Skulptur vor dem Eingangstor des Museums macht die Künstlerin zugleich darauf aufmerksam, wie der Aufstellungsort die Wahrnehmung eines Kunstwerks beeinflusst.

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JEPPE HEIN

*1974 in Kopenhagen, Dänemark
Lebt und arbeitet in Berlin

Modified Social Bench #7, 2005

Modified Social Bench #9, 2005

Modified Social Bench F, 2006

Jeppe HeinDiese Skulpturen heben die klassische räumliche Schwelle zwischen dem Betrachter und dem Objekt auf: Sie laden uns ein, uns körperlich mit ihnen auseinanderzusetzen. Vor etwa 20 Jahren beobachtete der Künstler in seinem Heimatland, dass Parkbänke aus dem öffentlichen Raum entfernt wurden, um Vandalismus zu verhindern. Seine Bänke sind ein künstlerischer Kommentar auf dieses Phänomen. Hein verändert (modified = umgebaut, verändert) die Konstruktion der Bank und damit einhergehend auch ihre gesellschaftliche Komponente (social = gesellschaftlich, sozial, gesellig). Er möchte mit seinen Arbeiten Freude vermitteln und Kommunikation und Dialog initiieren.

Freundliche Leihgabe von KÖNIG GALERIE, Berlin, 303 Gallery, New York, und Galleri Nicolai Wallner, Kopenhagen

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JENNY HOLZER

*1950 in Gallipolis / Ohio, USA
Lebt und arbeitet in Hoosick / New York, USA

How do you resign yourself to something..., 1998

Jenny Holzer Holzer ist vor allem für ihre textbasierten Installationen bekannt. Ihre Arbeiten fordern uns auf, über die vielen Worte und Botschaften, die uns durch Nachrichten, Werbung und andere Massenmedien erreichen, nachzudenken und sie zu hinterfragen. Ein Beispiel für diesen konzeptuellen Ansatz sind klar konstruierten Steinbänke mit eingravierten Texten. Die hier ausgestellte Bank gehört zu der Serie „Living“ (Leben; 1980 –1982), in der Holzer eine Reihe von Beobachtungen, Hinweisen und Warnungen im sachlichjournalistischen Stil zusammenträgt. Durch die Aufstellung in der Basilika erhält das Kunstwerk eine spirituelle Dimension und lädt den Betrachter ein, sich nicht nur auf die philosophische Komponente des Textes einzulassen, sondern auch auf den Kirchenraum als einen Ort des Innehaltens und des „Insichgehens“.

Freundliche Leihgabe der Galerie Sprüth Magers

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ALICJA KWADE

*1979 in Katowice, Polen
Lebt und arbeitet in Berlin

Wächter (Anschauungsvorstellung), 2013

Alicja Kwade Kwades Kunstwerke sind sichtbar gewordene Gedankenexperimente zu Raum und Zeit. Indem uns die Künstlerin die Subjektivität unserer eigenen Erfahrung bewusst machen, sensibilisiert sie uns auch für ein verändertes Verständnis von Realität. Jeder Besucher nimmt aufgrund seiner Größe und seines körperlichen Umfangs, aufgrund seiner bisherigen Erlebnisse und Erfahrungen die Installation und das Raumgefühl, das sie vermittelt, anders wahr. Auch erlebt man die Arbeit mit zeitlichem Abstand wieder neu. Die Installation zeigt all das auf, was zwischen „echt und falsch“, zwischen Physis und Vorstellung an Schattierungen vorhanden ist und sich permanent, je nach Standpunkt und Perspektive, verändert. Kwades Werk ermöglicht uns dabei nicht nur neue Erfahrungen im physischen Raum, sondern es regt uns auch an, in einen abstrakten Gedankenraum vorzudringen.

Freundliche Leihgabe KÖNIG GALERIE, Berlin/London

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NOFRETETE (REPLIKAT)

Büste der Nofretete (Replikat), 2007

Nofretete (Replikat) Es handelt sich bei dieser Büste der altägyptischen Königin nicht um das 1912 ausgegrabene Original aus dem Neuen Museum in Berlin, sondern um ein Replikat aus der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin. Bereits 1913 / 14 wurden in der Gipsformerei der Berliner Königlichen Museen die ersten Kopien anfertigt.

Seit dem späten 17. Jahrhundert gab es Sammlungen mit maßstabsgetreuen Gipsabgüssen antiker Skulpturen. Den Abgüssen wurde dabei eine eigene künstlerische Qualität zugestanden, die vor allem während des Klassizismus oft höher angesehen wurde als die der Originale, deren Oberfläche aus Marmor und Bronze unruhiger war als die des weißlichen Gipses. Erst im 20. Jahrhundert wandelte sich wieder die Bewertung der Abgüsse, die nun nicht mehr als „wahre Schönheit“, sondern als „tote Form“ verstanden wurden.

Freundliche Leihgabe Stiftung Preußischer Kulturbesitz – Staatliche Museen zu Berlin

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DOROTHEA NOLD

*1981 in Lörrach
Lebt und arbeitet in Berlin

Welterbe-Parkhaus, 2020

Dorothea Nold Nold untersucht das Zusammenspiel von Architektur und urbanen Gesellschaften. Das „Welterbe-Parkhaus“ hinterfragt, wie sich Städte heutzutage aktuellen urbanistischen Themen stellen. Das durch die Landesgartenschau 2008 entwickelte Rheinufer ist ein Besuchermagnet, der zu Parkplatzengpässen in der Stadt führt. Zugleich ist Bingen ebenso wie andere Kleinstädte und Mittelzentren gefragt, mit vielfältigen Ansätzen gegen Leerstand im Einzelhandel anzugehen und Strategien zu entwickeln, um die Innenstadt stärker wiederzubeleben und neue Kunden anzulocken. Dabei stellt sich die Frage, wie eine Parkraumgestaltung, die ebenso den Mobilitätswandel berücksichtigt, in diese Überlegungen mit einbezogen werden kann.

Für die visuelle Vorlage des Parkhauses hat die Künstlerin ein Modell aus Keramik, Pappe und Stoff geschaffen, dieses abfotografiert und am Computer mit Fotomontage erweitert.

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MARUŠA SAGADIN

*1978 Ljublana, Slowenien
Lebt und arbeitet in Wien, Österreich

B-Girls, Go!, 2018

Maruša Sagadin Sagadin bezieht sich oft auf Erscheinungsformen der Jugend- und Untergrundkultur und verändert Alltagsobjekte, die sie um ein Vielfaches vergrößert und ihrer eigentlichen Nutzung entzieht. Die Baseballkappe ist ein typisches Element der Hip-Hop-Kultur, der Titel „B-Girls, Go!“ bezieht sich auf „B-Boys“: Breakdancer, die meist im öffentlichen Raum auftreten, ohne dass dieser speziell dafür vorgesehen ist. Hip-Hop und Breakdance sind traditionell männlich konnotiert. Sagadin ermuntert mit ihrer Arbeit weibliche und genderqueere Jugendliche, sich ihren Raum zu erobern. Sie fordert durch ihre Kunstwerke eine inklusive Form der Architektur und des Städtebaus ein, die alle Akteure der Gesellschaft mit ihren unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen im Blick hat.

Produziert im Auftrag von KÖR, Kunst im öffentlichen Raum Wien, 2018
Freundliche Leihgabe Galerie Christine König, Wien
Mit freundlicher Unterstützung der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst

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CHARLIE STEIN

*1986 in Waiblingen
Lebt und arbeitet in Berlin

Safe Playground, 2011

Charlie Stein Stein macht mit ihrer künstlerischen Intervention ein Dilemma unserer Zeit sichtbar – den Konflikt zwischen Sicherheit und Freiheit. Das Prinzip der Sicherheit steht dabei der Freiheit gegenüber und wirft die Frage auf, wie stark Freiheit eingeschränkt werden kann, muss oder soll, um mehr Sicherheit zu gewinnen.

Der „Sichere Spielplatz“ präsentiert Spielgeräte, die sich ihrem eigentlichen Zweck verweigern: Der Erfüllung des kindlichen Bewegungsdranges und der körperlichen Erfahrung. Kinder nehmen ihre Umwelt stark über physische Aktivitäten wahr und entwickeln dadurch ein Verständnis für Ursachen- und Wirkungszusammenhänge. Spielplätze sollten Raum für eine Auseinandersetzung mit kalkulierbaren Gefahren anbieten und die Freude am Bestehen eines Risikos vermitteln, da Kinder nur so frühzeitig lernen können, mit risikoreichen Situationen und Gefahren umzugehen.

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THOMAS STIMM

*1948 in Wien, Österreich
Lebt und arbeitet in Wien, Österreich

Schierling, 2012

Thomas Stimm Stimm gehört einer Generation von Künstlern an, die sich in den 1970er- und 1980er-Jahren wieder der figurativen Plastik zuwandten, nachdem in der Nachkriegszeit Abstraktion und Minimalismus vorgeherrscht hatten. Seit den 1990er-Jahren widmet er sich einer übergroßen und zugleich farbintensiven Darstellung von Pflanzen, die auf das Prinzip der Künstlichkeit verweist.

Der Schierling ist eines der giftigsten Doldengewächse, mit dem Sokrates wie viele weitere Verurteilte im Athen des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. hingerichtet wurden: Die Verurteilten mussten den tödlichen Trank aus dem „Schierlingsbecher“ zu sich nehmen. Indem Stimm kleinen Gewächsen einen großen visuellen und gedanklichen Raum gibt, ruft er uns dazu auf, achtsam und respektvoll mit der Gesamtheit der Natur umzugehen.

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MARCEL WALLDORF

*1983 in Friedberg
Lebt und arbeitet in Frankfurt am Main

Dalmadiener, 2014

Sir Ocelot, 2018

Marcel Walldorf Walldorf nähert sich in seinen Kunstwerken auf humorvolle Weise der Ambivalenz im Verhältnis von Mensch und Tier und bringt diese dem Betrachter näher. Ihn interessiert beispielsweise, dass Tiere in Fabeln und Märchen meist menschliche Eigenschaften besitzen und menschlich handeln. Zugleich fasziniert ihn die besondere Wirkung eines präparierten Tieres im Raum. Handelt es sich hier um Realität oder um Fiktion? Sind präparierte Lebewesen nicht immer eine Art Fiktion, weil sie den natürlichen Verfall des Körpers ignorieren und so eine künstliche Lebendigkeit aufrechterhalten? Die Zusammenstellung der haarigen Tierpräparate mit den glatt-glänzenden Porzellanfiguren, die leicht dem Genre des Kitsches zugeordnet werden können, erzeugen zusätzlich eine irritierende Komponente.

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